Niemand soll in Salzburg auf der Straße leben müssen

Sehr gute Erfahrungen mit 24-Stunden-Betreuung für obdachlose Menschen

Von November 2020 bis Juni 2021 konnten obdachlose Menschen im Wolfgang‘s managed by a&o“ in der Fanny-von-Lehnert-Straße rund um die Uhr versorgt und betreut werden. Die Erfahrungen der Caritas sind ausgezeichnet: Gesamt 181 Menschen nutzten das Angebot, 31 Menschen konnten durch eigene Bemühungen, unsere Unterstützung und durch die Zusammenarbeit mit anderen sozialen Institutionen in einen nachhaltigen Wohnraum ziehen, zehn Personen fanden Arbeit.
 
Finanziert wurde die Unterbringung je zur Hälfte von Land und Stadt Salzburg.

 
Johannes Dines, Direktor der Caritas Salzburg: „Niemand soll in Salzburg auf der Straße leben müssen, ohne Perspektive und ausreichende Versorgung. Die 24-Stunden-Unterbringung mit intensiver Betreuung sowie Hilfe bei der Wohnungs- und Arbeitssuche hat sich ganz klar bewährt. Die Menschen konnten zur Ruhe kommen und neue Kraft für die Wohnungs- und Arbeitssuche schöpfen. 31 Menschen fanden in diesen acht Monaten eine Wohnung, zehn eine Arbeitsstelle.“
 
Heinrich Schellhorn, Landeshauptmann-Stellvertreter:
„Das zusätzliche Notwohnen-Angebot im a&o Hotel, das wir aufgrund der Covid-Pandemie eingerichtet haben, wurde sehr gut angenommen. In der Unterkunft wurden wohnungslose Salzburgerinnen und Salzburger auch in der herausfordernden Zeit optimal versorgt und betreut. Ich möchte mich beim a&o Hotel und beim Betreuungs-Team der Caritas herzlich bedanken. Sie alle haben das Haus zu einem geschützten Ort und Ruhe-Raum für wohnungslose Menschen gemacht. Die Caritas ist für das Land Salzburg ein erfahrener und unverzichtbarer Vertragspartner in der Betreuung von obdachlosen Menschen.“
 
Anja Hagenauer, Stadträtin für Soziales: „Das Corona Virus hat uns alle vor enorme Herausforderungen gestellt, besonders in der sozialen Fürsorge mussten in kürzester Zeit geeignete Lösungen gefunden werden. Der Caritas, in Kooperation mit dem Hotel Wolfgangs managed by a&o in der Fanny-von-Lehnert-Straße, ist das zum Wohl der Menschen perfekt gelungen. Das Projekt war ein voller Erfolg und dafür möchte ich mich bei allen Beteiligten herzlich bedanken; keiner darf alleine zurückgelassen werden, das gilt in Krisenzeiten umso mehr.“
 

a&o Hotelmanagerin Ivana Petronijevic: „Ich finde es super, dass die Klient*innen die Möglichkeit hatten in einem Hotel zu übernachten, einen garantierter Schlafplatz. Die Menschen hatten 24 Stunden eine Ansprechperson sowohl von Seiten der Caritas aber auch vom Hotel und bekamen sowohl in der Früh als auch am Abend eine Mahlzeit. Es entstand eine Art Gemeinschaft unter allen Beteiligten.“

Klient M. erzählt: „Generell ein gutes Projekt, dass es das überhaupt gibt, es gibt viel zu wenige von solchen Projekten; es war generell einfach spitze, die Betreuung, die Hilfe die du bekommst; natürlich muss man das meiste selber machen, aber man bekommt zu jederzeit die Hilfe von jedem; habe selbst auch lange gebraucht, Hilfe zu suchen und dann auch anzunehmen; es wird jetzt „grausam“ werden, wenn das Projekt dann zu Ende geht; die Menschen die man jetzt jeden Tag gesehen hat und dann nicht mehr sieht, ist für mich ein schwerer Abschied. Mehr oder weniger war alles positiv. Es gibt auch kleine negative Dinge, aber die fallen nicht ins Gewicht, weil das meiste einfach super gelaufen ist.“
 


 
Einige Geschichten der Menschen, die das Notwohnen genutzt haben
 
Frau Sch: Ihre Sozialunterstützung wurde um ca. 150 Euro gekürzt. Sie musste mit 500 Euro auskommen. Wir haben alle Unterlagen gesammelt und einen Antrag auf Pension gestellt, die ihr zuerkannt wurde. Aus den Versicherungsdatenauszug haben wir gesehen, dass noch alte Abfertigungsansprüche bestanden. Durch die Auszahlung konnte sie Kaution für eine Wohnung stellen. Sie bezieht jetzt ihre Pension und wohnt eigenständig in einer Wohnung.
 
Herr F: Er nächtigte davor in einem leerstehenden Haus. Aus der Zeitung erfuhr er, dass es unser Projekt gibt. Er wurde am ersten Tag aufgenommen und war fast zwei Monate bei uns. Durch die Zusammenarbeit mit einer anderen sozialen Einrichtung konnte er eine eigene Wohnung beziehen.

MT: Hat ihre Arbeit in der Gastronomie verloren. Sie nächtigte von November bis Juni bei uns. Während dieser Zeit engagierte sie sich als Freiwillige in der Caritas. Nun hat sie wieder eine Arbeit in der Gastronomie und kann mit Juli in eine Gemeindewohnung ziehen. Im Notwohnen hat sie Stabilität gefunden, weil sie dort neue Menschen kennenlernte und so ein starkes soziales Netz schuf.

Frau S: Sie wurde obdachlos, weil sie einem Betrüger jahrelang Geld geschickt hatte, insgesamt über 40.000 Euro. Sie hat deshalb ihre Wohnung verloren. Sie arbeitet aber durchgehend seit mehr als 10 Jahren in Österreich. Sie nächtigte in der Zwischenzeit in diversen Notschlafstellen. Im Notwohnen haben wir uns die nötige Zeit nehmen können. Wir waren im Austausch mit der Schuldnerberatung. Ein betreutes Konto wird demnächst eingerichtet und in der Zusammenarbeit mit der Wohnintegration hat sie einen Wohnplatz im Meinzuhaus bekommen.
 
Die Vorteile der 24-Stunden-Betreuung

  • Sozialarbeiter*innen und Betreuer*innen unterstützen die Klient*innen bei der Wohnungssuche, Arbeitssuche und bei Behördenanträgen.
  • Die 24-Stunden Betreuung ermöglicht ein komplett anderes und effizienteres Beratungssetting, weil Hilfemöglichkeiten abgestimmt werden können.
  • Durch die durchgehende Betreuung findet ein viel intensiverer Beziehungsaufbau statt in welchem den Klient*innen Sicherheit bekommen und Vertrauen aufgebaut werden kann. Mehr Zeit steht zur Verfügung unsere Klientinnen und Klienten sind wesentlich „greifbarer“ geworden.
  • Ankommen an einem „sicheren Ort“, das bedeutet für unsere Klient*innen zur Ruhe kommen, sich von den physischen und psychischen Strapazen der Straße erholen und neue Kraft schöpfen. Das alles sind Voraussetzungen für den Aufbau einer tragfähigen Arbeitsbeziehung zu unseren Fachkräften. Durch diese Arbeit erfahren die Menschen ein Miteinander auf Augenhöhe und eine Akzeptanz der jeweiligen Lebenswelt ohne Stigmatisierung. Der Aufbau von Vertrauen braucht Zeit und ist durch diese Art von Unterbringung gewährleistet.
  • Angebote wie Selbsterfahrungsgruppen und Kommunikationsworkshops wurden sehr gut angenommen, die Klient*Innen konnten sich dahingehend öffnen, an sich und ihren persönlichen Erfahrungen, Mustern, Einstellungen zu arbeiten und diese zu verändern.