Ukrainian immigrants mother with daughter with luggage waiting at train station wrapped in blanket

Rund jede fünfte Frau in Österreich ist armuts- oder ausgrenzungsgefährdet. © Halfpoint Images

Frauen in Not

Sie zahlen die Miete zu spät. Sie drehen im Winter die Heizung ab. Ihre Kinder können nicht auf die Klassenfahrt mit. Kino oder Urlaub sind unvorstellbar. Weil das Geld nicht reicht. Denn sie leben in Armut. Sie – Frauen.

In Österreich – und in Salzburg – ist Armut nach wie vor Realität. Und sie trifft Frauen besonders hart: „Rund jede fünfte Frau ist armuts- oder ausgrenzungsgefährdet“, alarmiert Andrea Schmid, Direktorin der Caritas Salzburg. „Alleinerziehende, Frauen in Teilzeit oder mit unterbrochenen Erwerbsbiografien tragen das höchste Risiko. Viele gelten nur deshalb nicht als armutsgefährdet, weil sie mit einem besserverdienenden Partner leben. Offiziell nicht arm – aber faktisch ohne eigenes Geld.“

Strukturelle Benachteiligung
Frauen leben noch immer in Strukturen, die sie benachteiligen – und ihr Armutsrisiko massiv erhöhen. Denn unsere Welt ist im Wesentlichen aus männlicher Perspektive gedacht: vom Aufbau des Sozialsystems bis zu den Anforderungen des Arbeitsmarkts und den (unbezahlten) Care-Tätigkeiten.
„Die Folgen sind deutlich: Frauen verdienen durchschnittlich rund 18 % weniger als Männer“, erklärt Andrea Schmid. „Sie arbeiten häufiger in schlechter bezahlten Branchen und Teilzeitjobs – oft in sozialen, pflegerischen oder dienstleistungsorientierten Bereichen, die traditionell niedriger entlohnt werden. Zudem wird Care-Arbeit, die zu zwei Dritteln von Frauen übernommen wird, gesellschaftlich und wirtschaftlich noch immer zu wenig anerkannt und entlohnt. Die Pensionen von Frauen sind um fast 40 % niedriger und Arbeitslosengeld oder Sozialhilfe fallen geringer aus – wegen unterbrochener Erwerbsbiografien.
Gleichberechtigung am Papier ist noch keine Gleichstellung im Alltag. Frauen dürfen heute vieles – aber oft nur zu schlechteren Bedingungen.“

Langfristige Folgen
Frauen können kaum Rücklagen bilden, geraten schneller in Abhängigkeit und stehen im Alter vor prekären Lebenssituationen. Armut bedeutet nicht nur materiellen Mangel, sondern auch eingeschränkte Chancen auf Bildung, Gesundheit und gesellschaftliche Teilhabe – für Frauen selbst und für ihre Kinder. Ohne gezielte Unterstützung rutschen immer mehr Frauen in dauerhafte Armut und Perspektivlosigkeit.

Angst, auf der Straße zu landen
„Gefühlt soll man sich die Kinder auf den Rücken binden und 40 Stunden arbeiten gehen –als Alleinerzieherin kann man in unserem System wirklich untergehen. Es gibt zu wenig Möglichkeiten für die Kinderbetreuung – aber wenn es abends und am Wochenende keine Betreuung gibt, kann ich zum Beispiel nicht im Gastgewerbe arbeiten. Ich hatte permanent Angst, die Wohnung zu verlieren. Ohne Hilfe wäre nichts gegangen“, erzählt Frau G., sie ist alleinerziehende Mutter von vier Kindern
Auch jetzt ist die Situation noch mehr als angespannt, im Supermarkt kauft sie nur reduzierte Produkte. Ihr Wunsch für die Zukunft: „Einfach übers Monat kommen. Wenn ich am letzten noch Lust hätte, mit meiner Tochter auf eine Kugel Eis zu gehen und mir das leisten könnte – das wär der Traum.“

Alleinerziehend mit fünf Kindern
Frau T. hat als alleinerziehende Mutter ums tägliche Überleben gekämpft. „Ich hatte fünf Kinder und keinen, der mich unterstützt hat. Arbeiten war kaum möglich – wenn ich jemanden für die Kinder hatte, bin ich putzen gegangen. Pensionszeiten hab ich dadurch kaum gesammelt. Jetzt hab ich nur eine Mindestpension mit Ausgleichszulage.“

Die Jahre waren geprägt von finanziellen Sorgen und Engpässen: „Oft wusste ich nicht, wie ich einen Liter Milch kaufen oder heizen soll.“ Und doch – oder gerade deshalb – ist ihr Blick heute so klar. Sie kennt das Gefühl, auf Hilfe angewiesen zu sein. Und sie kennt das Schamgefühl, das oft damit einhergeht: „Ich hab mich früher geschämt, Hilfe anzunehmen. Aber wenn’s nicht mehr anders geht, muss man. Und dann sieht man: Es gibt Menschen, die einem wirklich helfen wollen.“

Es braucht echte Gleichstellung
Nur echte Gleichstellung kann verhindern, dass Armut vom Geschlecht bestimmt wird. „Bis dahin braucht es uns alle: eine Gesellschaft, die nicht wegschaut, sondern handelt – mutig und solidarisch. Und es braucht die Caritas, die dort hilft, wo Menschen Unterstützung am dringendsten brauchen“, betont Andrea Schmid.
 
Spenden bewirken konkret:

  • Soforthilfe für Menschen in Not
  • Chancen für Kinder aus armutsbetroffenen Familien
  • Stärkung von Frauen und Förderung von Gleichstellung
  • Hilfe in Salzburg und im Tiroler Teil der Erzdiözese Salzburg – damit Armut dauerhaft bekämpft wird 

Weil alle ein Leben in Sicherheit, Gesundheit und Würde verdienen – ein Leben ohne Armut.
 
Die Caritas hilft – nachhaltig und konkret
Unsere Sozialberater*innen bieten Menschen in Not Orientierung, Beratung und Soforthilfe. Sie unterstützen bei Rechtsfragen, Behördenwegen und Sozialanträgen – und helfen in akuten Lagen mit finanziellen Überbrückungshilfen.
Wegweiser in der Krise: Kostenlose Beratung im Haus Elisabeth, in Caritas-Zentren, telefonisch oder online.
Gleiche Chancen für Kinder: In acht Lerncafés in Stadt und Land Salzburg erhalten 200 Kinder und Jugendliche Lernhilfe, gesunde Jause und Freizeitangebote.
Schutzraum für Frauen: In den SafeHomes in Salzburg und Hallein finden gewaltbetroffene Frauen und ihre Kinder sicheren Wohnraum, Beratung und Begleitung zurück in ein selbstbestimmtes Leben. 

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