Salzburg, 17. November 2016: SOALP, ein Wohnprojekt der Caritas Salzburg, begleitet seit 15 Jahren trockene, alkoholkranke Menschen. Ziel ist es, den Weg aus der Abhängigkeit zurück in ein suchtfreies, selbstbestimmtes Leben zu finden. Die KlientInnen werden dabei von einem multiprofessionellen Team betreut. Rund 440 Menschen haben seit Eröffnung in der Einrichtung gelebt. Am 17. November fanden die Feierlichkeiten im Antonius Saal in Itzling statt.
Caritas Direktor Johannes Dines: „SOALP steht für Selbstbewusst Ohne Alkohol Leben Projekt, denn die Menschen werden hier ermutigt, ihr Leben wieder selbstbewusst, eigenverantwortlich und eigenständig zu bewältigen. Ein hartes Stück Arbeit, da durch die Alkoholsucht oftmals viele tragende Bereiche des Lebens einstürzen. Schwere familiäre Konflikte, soziale Isolation, Arbeitslosigkeit, Wohnungslosigkeit und Schulden sind die Folgen. Alkoholabhängigkeit ist eine lebenslange Krankheit, zu der Rückschläge gehören. Wir geben den BewohnerInnen die Werkzeuge mit, um ihren Lebensweg meistern zu können“.
Ein Stück des Lebensweges begleiten
Zehn Frauen und Männer können für maximal 18 Monate, nach einer Entgiftungs- und positiv abgeschlossenen Entwöhnungsbehandlung, in der Einrichtung wohnen. Pro Jahr ziehen im Durschnitt zehn bis zwanzig neue Personen im SOALP ein. Ein Dreier-Team, bestehend aus zwei PsychologInnen und einer SozialarbeiterIn, begleiten im Haus.
Die BewohnerInnen bekommen je nach Bedarf Unterstützung bei der Arbeits- und Wohnungssuche oder bei Behördengängen. Einmal pro Woche findet ein Einzelgespräch statt, in dem auf die individuelle Situation eingegangen wird.
Zwei therapeutisch geleitete Gruppengespräche pro Woche gehen spezifischen Fragen nach, z.B. wie können KlientInnen in einer alkoholfreundlichen Gesellschaft trocken bleiben. Finanziert wird das Projekt vom Land Salzburg, in enger Zusammenarbeit mit: Magistrat Salzburg, den BH’s Hallein, St. Johann, Zell am See, Tamsweg und dem Land Oberösterreich.
Unterstützung bei Rückfällen
Zum Krankheitsbild des Alkoholabhängigkeitssyndroms gehört der Rückfall. 60% der BewohnerInnen konnten im Jahr 2015 im SOALP abstinent bleiben. Das ist ein großer Erfolg. „Es kostet viel Kraft, nach einem Rückfall wieder mit dem Trinken aufzuhören und sich dem Rückschritt reflektiert zu stellen. Unser Team steht hier unterstützend zur Seite, um zu erörtern, warum der Suchtdruck so groß geworden ist und um aufzuzeigen, wie und wo man rechtzeitig Hilfe finden kann“, so Isabella Seidl, Einrichtungsleiterin SOALP. KlientInnen die aus dem SOALP ausgezogen sind finden Halt in der „Aufwärtsgruppe“. Alle zwei Monate findet ein Treffen der „Ehemaligen“ statt, in der die nachhaltigen Erfolge sichtbar gemacht werden.
Fallbeispiel
Jürgen wohnt seit mehreren Monaten im SOALP. Sein starker Alkoholkonsum hat sein Leben schwer in allen Lebensbereichen beeinträchtigt: Im gesundheitlichen und sozialen Bereich, im Verlust der materiellen Sicherheit, im Wohnen und in Partnerschaft. Beim abendlichen Besuch einer Bar wurde er rückfällig. Aus dem geplanten kleinen Bier wurden große Mengen Alkohol. Ein Bekannter fand Jürgen zufällig und brachte ihn zurück in die Einrichtung. Hausregel ist, dass KlientInnen unter Alkoholeinfluss nicht im SOALP bleiben dürfen. Als Jürgen am nächsten morgen erwachte, hielt er sich daran und ging so lange spazieren, bis er wieder nüchtern war. Danach meldete er seinen Rückfall trotz massiver Selbstvorwürfe und Sorge um seinen Platz im Haus. Jürgen konnte in der Einrichtung bleiben. Er hat erkannt, dass kontrolliertes Trinken keine Option sein kann und absolute Abstinenz nötig ist. Jürgen ist seitdem trocken. Er erkennt durch die Rückfallbearbeitung frühe Warnsignale rechtzeitig und kann gegensteuern.