Stille Armut nebenan – alleinerziehende Mütter und Kinder in Salzburg & Tiroler Unterland
Trennung, Gewalt, Jobverlust, Krankheit, schlechte Ausbildung, kein Geld. Das sind nur einige der existentiellen Erfahrungen, die vor allem die rd. 15.000 alleinerziehenden Frauen und deren Kinder in Salzburg hart treffen. Jede zehnte alleinerziehende Frau ist auf finanzielle Hilfe angewiesen. Die Anzahl der Hilfesuchenden steigt. Notleidende und in Krisen geratene alleinerziehende Mütter und Kinder stehen im Mittelpunkt der heurigen österreichweiten Caritas Inlandskampagne. Die Caritas hilft mit Spenden und den verschiedenen Anlaufstellen: Caritas Sozialberatung, Familienhilfe für kurzzeitige Hilfe bei Krankheit, etc., aber auch Einrichtungen für Kinder und Jugendliche fangen die Jüngsten in Krisenzeiten auf.
Österreichweit gibt es 294.300 Ein-Eltern-Familien (Statistik Austria 2013). Davon waren 247.500 Alleinerzieherinnen und 46.800 Alleinerzieher (Statistik Austria, 2013). In 113.100 dieser Familien lebte mindestens ein Kind unter 15 Jahren.
Im Bundesland Salzburg leben insgesamt 146.500 Familien, davon 14.500 allein erziehende Mütter (Statistik Austria, 2013). Familien im Allgemeinen sind überproportional von Armut betroffen. Besonders gefährdet sind Ein-Eltern-Haushalte. Bei dieser Gruppe liegt die Armutsgefährdungsquote mit 30% fast doppelt so hoch wie bei der Gesamtbevölkerung mit 14,4% (Caritas, Armutsbericht, Oktober 2014).
Die Zahl der Alleinerzieherinnen, die finanzielle Unterstützung brauchen, steigt über die Jahre hinweg stetig an. Im Jahr 2012 mussten insgesamt 1.162 alleine erziehende Frauen in Salzburg mit der bedarfsorientieren Mindestsicherung unterstützt werden (Sozialbericht des Landes Salzburg, Stand Juli 2013).
Armut in Österreich
In Österreich beträgt die aktuelle Armutsgrenze (Armutsgefährdung gemessen am Einkommen) 946 Euro netto 14-mal im Jahr oder 1104 Euro netto 12-mal im Jahr (EU SILC Statistik 2013) wobei hier alle Sozial-, Pflege-, Wohn- Arbeitslosen-, aber auch Pflegedienstleistungen inkludiert sind. Als armutsgefährdet in Österreich gilt somit derzeit, wer weniger als diese 1104 Euro monatlich zur Verfügung hat. Die Zahl der armutsgefährdeten Personen liegt bei ca. 1,2 Millionen Menschen, d.h. ca. 14,4%. Kommen weitere Faktoren wie Krankheit oder eine schlechte Wohnsituation dazu, gelten die Betroffenen als manifest arm. 434.000 Personen (5% der Bevölkerung) gelten als manifest arm. 12%der Ein-Eltern-Haushalte und 15% der Haushalte mit drei oder mehr Kindern sind manifest arm (EU SILC 2013).
Rund 229.000 Menschen in Österreich geben an, ihre Wohnungen nicht angemessen warm halten zu können (EU SILC 2013). Basierend auf Erfahrungen aus Caritas Einrichtungen hat sich gezeigt, dass einkommensarme Haushalte ca. 15% ihres Gesamtbudgets für Energie (Wärme und Strom) ausgeben. Das ist ein großer Teil des verfügbaren Einkommens, wenn schon wenig Geld vorhanden ist.
Armut und Bildungsniveau korrelieren: Menschen mit Pflichtschulabschluss als höchsten Bildungsabschluss sind viel mehr von Armut bedroht als Menschen mit höheren Bildungsabschlüssen. Während 20% der PflichtschulabsolventInnen (349.000 Personen) armutsgefährdet sind, sind es nur 11% der Personen mit Lehre oder mittlerer Schule (368.000 Personen) und 13% MaturantInnen.
Caritas Hilfe für alleinerziehende Mütter und Kinder
Caritas Direktor Johannes Dines: „Wenn die täglichen Kosten für Wohnen, Lebensmittel, Kleidung, Schulbesuch und Heizung die finanziellen Mittel weit übersteigen, dann wächst ein Sorgenpaket, das schwer auf den Schultern lastet. Diese Not spielt sich oft hinter verschlossenen Wohnungstüren ab. Dazu kommt die Angst vor gesellschaftlicher Isolation, die Scham, es nicht geschafft zu haben und die Verzweiflung aus dieser bedrückenden Situation nie wieder heraus zu kommen. Das ist der Punkt, an dem wir als Caritas da sind.“
Die Caritas Salzburg hilft Müttern und deren Kindern in Notsituationen in der Sozialberatungsstelle der Stadt Salzburg und den regionalen Caritas Zentren. Dort bekommen Hilfesuchende Beratung und Begleitung sowie konkrete finanzielle Unterstützung mit z. B. Kleidergutscheinen oder Heizkostenzuschüssen.
Professionelle FamilienhelferInnen springen in Krisenzeiten ein und übernehmen unbürokratisch und kurzfristig Haushalt und Kinderbetreuung.
Wenn es alleine nicht mehr geht: Caritas Familienhilfe für alleinerziehende Mütter und Familien
Das mobile Team der Familienhilfe der Caritas besteht aus zwölf MitarbeiterInnen und leistet jährlich rund 12.000 Einsatzstunden in Familien, die aus unterschiedlichen Gründen Hilfe brauchen. 2014 wurden bis Ende September 116 verschiedene Familien unterstützt, davon ist ca. jede dritte Familie ein Ein-Eltern-Haushalt.
Wenn die Betreuungsperson krank ist, wenn ein Elternteil bzw. Alleinerziehende physisch und/oder psychisch überlastet ist, wenn ein Geschwisterkind ins Krankenhaus muss und vielem mehr, springt die Familienhilfe ein. Professionelle FamilienhelferInnen kommen nach Hause und kümmern sich um Haushalt und Kinderbetreuung. So können die Kinder in ihrer vertrauten Umgebung bleiben und das Familienleben gewohnt ablaufen.
„Die Zuversicht, die die Familienhelferin in einer Lebenslage vermittelt, die durch Erkrankung und andere Belastungen geprägt ist, ist ein ganz wesentlicher Faktor. Schrittweise gelingt es den Müttern ihre eigenen Kräfte wieder zu sammeln und zu mobilisieren. Gerade in der heutigen Zeit, in der immer mehr Familien unter Druck geraten und Gefahr laufen, in eine Erschöpfung zu geraten, ist ein Familien-Entlastungsdienst Gold wert. Damit Mütter sich erholen und Kinder sich auch in stürmischen Zeiten gut entwickeln können“, sagt Marion Lindinger, Einrichtungsleitung Familienhilfe.
„Ich war so verzweifelt und hatte keine Ahnung wie ich alleine zurecht kommen soll. Und dann hat mir eine Nachbarin von der Caritas Familienhilfe erzählt. Es hat mich einige Überwindung gekostet, dort anzurufen. Es ging dann aber alles recht schnell und unkompliziert. Als die Familienhelferin dann zu mir nach Hause gekommen ist, da habe ich rasch gespürt, dass es jetzt leichter wird und meine Schlafstörungen wurden fast unmittelbar besser. Ich konnte mich ansatzweise wieder entspannen und das hat sich auch positiv auf die Kinder ausgewirkt“, erzählt eine ehemalige KlientIn der Familienhilfe über den Einsatz der Caritas.
Die Sozialpädagogische Familienhilfe wird von der Caritas in Zusammenarbeit mit dem Land Tirol angeboten und ist im Tiroler Teil der Erzdiözese verfügbar. Speziell ausgebildete FamilienhelferInnen begleiten Familien in Belastungs-, Krisen und Konfliktsituationen, unterstützen bei der Erziehungsarbeit und helfen den Alltag zu bewältigen. Im Mittelpunkt steht dabei immer das Wohl des Kindes.
Wenn es finanziell eng wird - Caritas Sozialberatung & Caritas Zentren
Wenn finanzielle Engpässe für alleinerziehende Mütter und Kinder durch z.B. unvorhergesehene zusätzliche Kosten wie Heizungsnachzahlungen, Mieterhöhungen, etc auftreten, unterstützt die Caritas Sozialberatung. Die Caritas Sozialberatung in der Stadt Salzburg ist eine Beratungsstelle für In- und AusländerInnen, die sich in einer sozialen Notlage befinden. Die MitarbeiterInnen der Einrichtung planen und erarbeiten gemeinsam mit den KlientInnen die notwendigen Schritte aus der Krise. In Kooperation mit anderen Caritas Einrichtungen und Spendern werden auch konkrete Hilfeleistungen wie Kleidungsgutscheine, Essensgutscheine, Schulstarthilfe oder Heizkostenzuschuss gewährleistet.
Mag. Richard Gölzner, Leiter der Caritas Sozialberatung: „Im vergangenen Jahr haben in der Caritas Sozialberatung und den Caritas Zentren rund 400 alleinerziehende Frauen und deren 600 minderjährige Kinder Rat, aber auch konkrete finanzielle Hilfe bekommen“.
Die Caritas Zentren in Bischofshofen, Neumarkt, St. Johann in Tirol, Tamsweg, Wörgl und Zell am See dienen als soziale Beratungs- und Hilfseinrichtungen vor Ort in den Regionen. Primäres Ziel ist es, die Hilfs- und Unterstützungsangebote der Caritas so nahe und effektiv wie möglich zu den Menschen zu bringen.
Für einen fairen Start ins Leben – Caritas für Kinder und Jugendliche
Die Caritas bietet mit den zwei Lerncafés in der Stadt Salzburg und in Zell am See, dem Beschäftigungsprojekt easy, der Jugendnotschlafstelle Exit 7 sowie dem Projekt Streetwork in Hallein, Saalfelden und Bischofshofen direkte Unterstützung für Kinder und Jugendliche.
Caritas Hilfe bedeutet für die Jüngsten: Lernunterstützung, Beratung, einen Platz zum Schlafen, Beschäftigung und gemeinsame Freizeitangebote
Hier finden Sie nähere Informationen zu den Einrichtungen
Caritas Salzburg bittet um Spenden für alleinerziehende Mütter und Kinder in der Erzdiözese Salzburg unter dem Caritas Spendenkonto:
Raiffeisenverband Salzburg
IBAN: AT11 3500 0000 0004 1533
BIC: RVSAAT2S
Verwendungszweck: Inlandshilfe
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