Interview mit dem Leiter der Caritas Japan

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Die Katastrophe hat das Leben der Menschen in Japan völlig aus der Bahn geworfen, sagt der geschäftsführende Direktor der Caritas Japan, Daisuke Narui. Derzeit herrscht große Angst, aber die Hilfsbereitschaft ist enorm.

Reverend Narui, unsere Gebeten und Gedanken gelten den Opfern der Katastrophe in Japan. Wie ist derzeit die Lage?
Im betroffenen Gebiet ist es momentan sehr kalt, oft schneit es sogar. Zu jenen Menschen, die Erdbeben und Tsunami obdachlos gemacht haben, kommen nun jene, die aus der Gefahrenzone des Atomkraftwerks evakuiert wurden. In der Stadt Sendai selbst sind die Gebäude ganz geblieben. Aber an der Küste gleichen weite Landstriche einem Trümmerfeld. Menschen, Autos, Häuser sind unter einer Schlammlawine begraben.

Wie gehen die Menschen mit der Katastrophe um?
Bei vielen Menschen geht es jetzt einfach ums Überleben. Bei jenen, die nicht akut hungern und frieren müssen ist das vorherrschende Gefühl Angst vor der Atomgefahr. Der Geist aus der Vergangenheit ist wieder da. Trotzdem bemühen sich die Menschen,  ruhig zu bleiben. Die Hilfsbereitschaft ist unglaublich groß. Viele Menschen auch aus anderen Diözesen kommen zur Caritas und fragen, wie sie helfen können. Darunter sind auch viele Jugendliche - ein enormes Hoffnungszeichen.

Was brauchen die Betroffenen nun am dringendsten?
Lebensmittel, Wasser, Treibstoff und Heizöl werden jetzt knapp. Auch in unserer Essenausgabestelle in Nordsendai sind uns vergangenes Wochenende beinahe die Lebensmittel ausgegangen. Einer der Priester musste in die Nachbarpräfektur Yamagata fahren, um Fleisch und Gemüse zu kaufen, damit wir die Erdbebenopfer versorgen können.

Wie kann die Caritas, unterstützt von den SpenderInnen, helfen?
Viele Pfarren haben Notquartiere eingerichtet. Die Caritas verteilt Essen und Decken. In Sendai hat die Katholische Kirche eine Katastrophenzentrale eingerichtet, wo unter der Federführung der Caritas alle Hilfsmaßnahmen der katholischen Netzwerke (Caritas, Pfarren, Orden) koordiniert werden. Diese Woche werden bis zu 200 Freiwillige, auch aus anderen Landesteilen, die lokalen Helferinnen und Helfer unterstützen.

Wie wird es weitergehen?
Wir suchen derzeit neben Freiwilligen für die direkte Versorgung auch psychologisch geschulte Personen, die die Betroffenen psychosozial unterstützen können. Nach den ersten Wochen, wo es vor allem ums Überleben geht, werden sich Verzweiflung, Trauma, Einsamkeit bemerkbar machen. In dieser Situation dürfen wir die Menschen nicht allein lassen. Danach werden wir uns auch am Wiederaufbau beteiligen. Für Konkretes ist es hier noch zu früh. Sicher ist aber, dass sich die Caritas vor allem auf die benachteiligten Gruppen, wie etwa alte, kranke, behinderte Menschen und Waisen konzentrieren wird.

Möchten Sie uns noch etwas sagen?
Ja, ich möchte mich von Herzen bei den vielen Menschen bedanken, die auf der ganzen Welt an die Katastrophenopfer in Japan denken, für sie beten, für sie spenden. Das ist ein enormes Signal der Solidarität. Die Menschen in Sendai machen sich gegenseitig Mut und sagen zueinander "ganbaro!” das bedeutet "Geben wir unser Bestes!”. Ich möchte Ihnen versichern: Auch wir tun unser Bestes, damit die Unterstützung, die wir erfahren, so vielen Menschen wie möglich hilft.

Father Daisuke, wir bedanken uns für das Gespräch und wünschen Ihnen für die kommende Zeit alles Gute und viel Kraft.

Die Caritas bittet um Spenden für die Opfer des Erdbebens in Japan:

PSK 1500.444, BLZ 60.000, Kennwort: Erdbeben Japan