Am 12. Jänner war Joe Lesly Fourcard im Wohnzimmer seines erst vergangenes Jahr eröffneten Waisenhauses "Children`s House of Hope", als die Erde zu beben begann. Binnen weniger Sekunden riss er zwei Kinder an sich und übergab sie einem größeren Buben, dann eilte er zu den anderen Kindern zurück. Doch das Haus hielt dem Erdbeben nicht länger stand. Fourcard wurde von den Trümmern begraben, erst nach 6 Stunden konnte er geborgen werden. Vier Waisenkinder überlebten das schreckliche Beben nicht, das Haus wurde vollkommen zerstört.
Gemeinsam mit 17 Kindern und einigen Nachbarn hat der engagierte Waisenhausleiter nun im Garten seines Privathauses ein provisorisches Lager aufgeschlagen. Aus Angst vor Nachbeben betreten sie das Haus nur untertags. Die Kleinen, die im Freien schlafen, leiden unter dem ständigen Wind und sind verkühlt. Trotz des Einsatzes von Fourcard, seiner Cousine Michelle und einigen Freiwilligen kommen sie kaum über die Runden. Essen, Windeln, Medikamente sind nach dem Beben schwer zu bekommen und teuer. An einen Wiederaufbau des Hauses ist noch lange nicht zu denken. Aus Spendenmitteln konnte die Caritas hier Soforthilfe leisten: Zumindest für die nächsten Wochen sind Essen, Kleidung und Medikamente für die Waisen gesichert. Um die kranken Kinder kümmerte sich zudem eine Caritas-Ärztin.
Christoph Petrik-Schweifer, Auslandshilfechef der Caritas Österreich und Vorstandsvorsitzender von Nachbar in Not erklärt, warum die Hilfe für Kinder auch in Haiti ein Schwerpunkt der Caritas ist: „Kinder sind von Katastrophen besonders schwer betroffen, denn sie werden schnell krank, wenn sie nicht genug zu essen haben oder schmutziges Wasser trinken müssen. Dazu kommt, dass sie etwa Kinderhändlern in die Hände fallen können, wenn sie niemanden mehr haben, der sich um sie kümmert. Außerdem ist es für sie wichtig, dass sie schnell wieder die Schule besuchen können und so ein wenig Alltag in ihr Leben einkehrt.“
Waisenhausleiter Fourcard ist gebürtiger Haitianer, hat aber seit seinem 7. Lebensjahr in den USA gelebt. Mit seiner Frau hat er in Kalifornien vier Söhne groß gezogen und einen gut bezahlten Job beim amerikanischen Militär gehabt. Als seine Frau verstarb, begann er darüber nachzudenken, nach Haiti zurückzugehen. Seine Söhne waren erwachsen und der energiegeladene Mann wollte seinem Leben wieder einen sinnvollen Inhalt geben. In der haitianischen Hauptstadt realisierte er zuerst ein TV-Projekt "The Good News" mit dem Ziel, nicht nur Gewalt und Armut, sondern auch Positives zu zeigen. Dinge, bei denen Menschen einander helfen, kleine Wunder des Alltags. Mit Unterstützung aus Amerika eröffnete Fourcard dann ein kleines Waisenhaus, in dem rund 20 Kinder betreut werden können. Die meisten Kinder, die im Children´s House of Hope betreut werden, sind Straßenkinder. Völlig auf sich allein gestellt, versuchten sie vom Betteln zu überleben. Im Waisenhaus konnten sie zum ersten Mal Geborgenheit und ein Zuhause finden.
Caritas: Raiffeisenverband Salzburg 41533, BLZ 35000, Kennwort: Erdbeben Haiti,
Nachbar in Not: PSK 90 150 300, BLZ 60.000, Kennwort: Erdbeben Haiti
Fotos: Caritas
<link fileadmin user salzburg fotos auslandshilfe katastrophen haiti>01 Die Hilfe kommt an: Der österreichische Caritas-Katastrophenhelfer Thomas Preindl mit Fourcard und den Waisenkindern
<link fileadmin user salzburg fotos auslandshilfe katastrophen haiti>02: Momentan schlafen Lesley Fourcard (Bild) und „seine“ Kinder in einem Zelt, denn vom Waisenhaus sind nur noch Trümmer übrig.
<link fileadmin user salzburg fotos auslandshilfe katastrophen haiti>03: Die Caritas sichert Jamel und den anderen für die nächsten Wochen das Überleben.