Der andere Schwerpunkt in Afrika

Die Ägyptische Caritas und mit ihre Partner aus verschiedenen Ländern kümmern sich um die Not-Leidenden, um verwahrloste Kinder, um arme Familien und um Flüchtlinge.

Im Fokus der österreichischen Bevölkerung liegt derzeit der Tschad. Soldaten des Bundesheeres stehen da mit Männern anderer Nationen im Friedeneinsatz. Humanitäre Hilfe für die von Unruhen bedrohten Menschen ist ihr Auftrag. Die Medien berichten davon in Sonderreportagen.

Eine zum Großteil private Delegation mit Auslandsreferent Stefan Maier an der Spitze konnte sich kürzlich von der Qualität dieser Arbeit im Stillen überzeugen. „Die Caritas Salzburg ist der zweitwichtigste Partner für uns“, sagt Vizedirektor Magdy Garas zur zwölfköpfigen Delegation. Es war beeindruckend zu sehen, wie sehr mit Spendengeld aus Österreich geholfen werden kann und wird:

Nächtliche Ausfahrt in Alexandria. An einem Parkplatz am Strand der Millionenstadt ein Bus. Rundherum reges Treiben Jugendlicher. Einige Stühle , Tische, Spiele darauf. Junge Leute - verschmutzt, verwahrlost, teils apathisch, teils übermütig - winken den Gästen zu. Es sind Straßenkinder ohne Zuhause, ohne Bezug zu den Eltern, ohne Arbeit, ohne Zukunft. „Wir bieten hier vielfältige Hilfe“, erzählen die Mitarbeiter des Teams, „ die jungen Leute können im Bus lesen und schreiben lernen, sie werden von Ärzten behandelt, von Streetworkern betreut.“ Ein Bub streckt den Gästen die schmutzige Hand entgegen. „Wie heißt Du?“, will er wissen. Und als er die Antwort hört, nennt auch er artig seinen Namen: „Ibrahim“. Als ihm ein Mitglied der Reisegruppe eine Schokolade reicht, beginnt Ibrahim die Köstlichkeit zu teilen.

Der Kontakt mit dem Team des Busses ist vielleicht der Beginn seines Weges in die gesellschaftliche Integration. Das Tagszentrum für Straßenkinder ist der nächste Schritt, die Möglichkeit, in eine betreute Wohngemeinschaft der Caritas zu kommen, ist eine hoffnungsvolle Aussicht. „130 Kinder hatten  im Jahr 2007 Kontakt zum betreuten Wohnprojekt“, weiß Stefan Maier. „51 davon konnten erfolgreiche reintegriert werden.“ Ist es abwegig, an das Bild vom guten Hirten zu denken, der den letzten Schafen nachgeht?

Oder bei der Hilfe für sudanesische Flüchtlingskinder in der Schule  St. Bakhita im Armenviertel Haggana von Kairo: Frohes Treiben, Tänze, Kinderlieder schallen durch die Stockwerke des Gebäudes. Inmitten der Not, inmitten von Unrat, Mist und Not hat der Trinitarier-Orden seine Schule gestellt. „Unser Gemeinschaft wurde zur Beseitigung der Sklaverei in Amerika gegründet“, erzählt Frater Michael Conway. „Hier helfen wir den sudanesischen Flüchtlingskindern.“ Die Caritas Salzburg ist eingesprungen, als eine Schulmilchaktion nicht mehr finanziert wurde. „Wir geben um einen Betrag von 11.000 Euro im Jahr fast 600 Kindern zwei Mal die Woche Schulmilch“, berichtet Maier. Unvergesslich die kleinen schwarzen Gesichter mit dem milchig-weißen Mündern. Unvergesslich das Lied: „Danke für Euer Herz, danke für die Milch.“
 
Ganz zu schweigen von der Hilfe der Caritas durch kleine, zinsgünstige Kredite. Aus Elendsquartieren werden annehmbare Wohnungen, mit dem Startgeld werden Webstühle, Nähmaschinen oder Werkstätten finanziert. Khamis Hany Abd El Messih in Alexandrien ernährt durch seine kleine Handweberei und einen kleinen Verkaufladen seine mehrköpfige Familie – die Tochter des Hauses kann gar studieren. Die leuchtenden Augen, der Stolz über das Geschaffene, die Zuversicht für die Zukunft – all das hat in der Hilfe durch die Caritas ihren Urgrund.

Noch fehlen laut Stefan Maier ca. 20 Patenschaften, um alle Kosten für ein betreutes Wohnprojekt für Straßenkinder abzudecken und ebenfalls an die 20 Paten, die die Finanzierung eines Schulprojektes für Slumkinder aus Haggana (nur Mädchen) in einer Schule der Barmherzigen Schwestern übernehmen.
Die mitreisenden Paten der Salzburg-Delegation bestätigen gerne die hohe Qualität der in Ägypten geleisteten Caritas-Arbeit. Und auch der österreichische Botschafter in Kairo, Dr. Thomas Nader stimmte in das Lob ein. „Die Caritas leistet hier in Ägypten hervorragende Arbeit.“
Bernhard Strobl (Salzburger Nachrichten)