Ein Artikel von Ingrid Burgstaller, erschienen im Rupertusblatt, Juli 2014
Jeder zweite syrische Flüchtling ist ein Kind wie Rafi. Er ist in Aleppo geboren. Der Krieg hat seine Heimatstadt in ein Trümmerfeld verwandelt. Ohne seine Mutter, nur mit der Schwester und dem Vater ist Rafi im Libanon gestrandet. Der Start hier war nicht einfach. Es ging von einem provisorischem Unterschlupf zum nächsten. Nach langem Suchen fand der Vater einen Job als Hausmeister. Wohnen kann er in einem Kellerzimmer. Es ist kein Platz für Rafi. Doch der Junge hat Glück. Im Internat der Barmherzigen Schwestern in Broumana findet er mehr als ein Dach über dem Kopf. Er kann endlich wieder die Schulbank drücken.
Schwester Zahia ist zufrieden mit ihrem Schützling: „Rafi ist ein sehr höfliches Kind. Am Anfang war es hart für ihn in der fremden Umgebung. Er hat sehr unter der Trennung von seinem Mutter gelitten.
Jetzt blüht er immer mehr auf.“ Insgesamt 75 syrische Kinder können in St. Vinzenz im Libanongebirge
zur Schule gehen. „Wir tun unser Bestes, damit sie die Schrecken des Krieges und die während
der Flucht erlebten Traumata verarbeiten können. Danke an alle, die uns dabei unterstützen.“
Drei Viertel der syrischen Mädchen und Buben im Libanon wachsen ohne auf Bildung auf. Entweder weil es keine Schulplätze gibt oder weil sie arbeiten und zum Familieneinkommen beitragen müssen.
„St. Vinzenz ist eine positive Ausnahme. Wohl nur wenige Schulen im Libanon haben in Relation zur eigenen Schülerzahl so viele syrische Kinder aufgenommen“, berichtet Stefan Maier. Der Leiter der Auslandshilfe der Caritas erklärt auch wie die Hilfe aus Salzburg aussieht: „Das ist die Finanzierung einer Schulausspeisung und von Nachhilfelehrern.
Vor allem in Französisch und Englisch müssen Kinder wie Rafi einiges nachholen“, so Maier, der vor Ort war und das gute Miteinander erlebte, das er mit einer Anekdote unterstreicht: „Ein Bub heißt mit Vornahmen Bashar – wie der syrische Diktator. Nun gab es einen sportlichen Wettbewerb an der Schule. Der kleine Bashar ging als Sieger hervor und die Kinder feierten ihn mit Applaus und lauten Bashar-Rufen. Das überraschte einigelibanesische Förderinnen der Schule etwas und sie meinten dann mit einem Augenzwinkern: Das gibt es ja nicht, der Kerl (gemeint war natürlich Bashar al-Assad) verfolgt die Leute sogar bis ins Libanongebirge.“